10 FRAGEN ZUR MAMMOGRAPHIE

EIN  RADIOINTERVIEW   MIT  DR.  HELMUT  KLEIN    -    OBERÖSTERREICH  2002



(1)

Dr. Klein, als aufgeklärte Frau von heute weiß man, dass Brustkrebs die häufigste bösartige Erkrankung der Frau ist, und daher gleich einmal die erste Frage an Sie, was kann man tun, um das Risiko zu senken?


Antwort Dr. Klein:

Tatsächlich ist Brustkrebs die häufigste bösartige Erkrankung bei Frauen, man muss damit rechnen, dass mindestens 1 von 10 Frauen im Laufe ihres Lebens ein Mammacarcinom entwickelt. Die beste Methode, um das Risiko einer schwerwiegenden Erkrankung abzusenken, ist regelmäßig an den entsprechenden Voruntersuchungen teilzunehmen.

(2)

Herr Dr. Klein, warum ist eine Vorsorgeuntersuchung, sprich die Mammographie derartig wichtig?

Antwort Dr. Klein:

Nur mit der Mammographie ist es möglich, Mammatumore in einem frühen Stadium zu entdecken, das heißt in einer Phase, in der noch beste Heilungschancen bestehen.

(3)

Dr. Klein, welche Untersuchungsmöglichkeiten gibt es für eine Frau, und was kann sie selber dazu beitragen, um Brustkrebs frühzeitig zu erkennen?

Antwort Dr. Klein:

Wichtig ist die Selbstuntersuchung, wobei man aber anmerken muss, dass mit Hilfe des Abtastens nur Mammatumore mit einer Größe von über 2,0 cm gefunden werden können. Daher ist die Mammographie, die die Basisuntersuchung der gesamten Mammadiagnostik darstellt, von so großer Wichtigkeit. Es können hier auch kleinste Veränderungen im Ausmaß von nur wenigen mm erkannt werden. Wichtige zusätzliche Untersuchungen sind der Ultraschall und die Kernspintomographie. Wenn es notwendig ist, müssen auch invasive, das heißt eingreifende Untersuchungen wie zum Beispiel Feinnadelpunktion oder kleine Probeentnahmen von Brustgewebe durchgeführt werden.

(4)

Herr Dr. Klein, ab welchem Alter soll eine Frau das erste Mal eine Voruntersuchung machen und in welchen Abständen?

Antwort Dr. Klein:

Empfehlenswert ist eine Basismammographie im Alter von 35 Jahren. Im Lebensabschnitt zwischen 40. und 60. Lebensjahr sollte unbedingt eine jährliche Mammographievorsorgeuntersuchung durchgeführt werden. Ab 60 sind größere Untersuchungsintervalle möglich.

(5)

Dr. Klein, welche Risikofaktoren gibt es für die Erkrankung und was kann passieren, wenn man die Vorsorgeuntersuchung verweigert?

Antwort Dr. Klein:

Man weiß heute, dass es tatsächlich eine sogenannte genetische Disposition gibt, die dazu führt, dass in Familien Brustkrebs gehäuft auftritt. In solchen Fällen wird es in Zukunft möglich sein, über Gendiagnostik solche Patientgruppen "herausfiltern". Diese müßten die Vorsorgeuntersuchungen noch früher und engmaschiger wahrnehmen. Weitere Risikofaktoren wie zum Beispiel Übergewicht, Zigaretten rauchen, erhöhter Alkoholkonsum etc., werden immer wieder angesprochen, sind aber nicht eindeutig gesichert. Meines Erachtens ist der größte Risikofaktur allerdings dann gegeben, wenn Vorsorgeuntersuchungen nicht durchgeführt werden. In diesen Fällen kommen oft Patientinnen mit bereits tastbaren, großen, weit fortgeschrittenen Tumoren. Dadurch sind die Heilungschancen deutliche eingeschränkt.

(6)

Herr Der. Klein, ein Punkt der auch von großem Interesse wäre, können Sie uns ein bißchen über Verbesserungen, Methode und technischen Stand der Entwicklung von Mammographiegeräten informieren?

Antwort Dr. Klein:

Gerade in letzter Zeit findet wieder ein Entwicklungssprung in der Technik der Mammographie statt. Die Mammographie ist eine Untersuchung mit einem Röntgengerät, hier ist einerseits der Umstieg auf digitales Röntgenverfahren, die mit einer deutlich niedrigen Strahlendosis auskommen, zu erwähnen, andererseits auch die dadurch mögliche Befundung am Computer mit allen Vorteilen der Nachbearbeitung und Computerunterstützung. Auch im Bereich des Ultraschalles und der Kernspintomographie finden laufend Verbesserungen statt, die eine noch höhere Diagnosesicherheit ermöglichen. Man muss bei all den positiven technischen Entwicklungen aber dennoch wissen, dass keine der Methoden eine 100 %ige Treffsicherheit aufweisen kann. Dies führt dazu, dass in bis zu 10 % der Untersuchungen der Brustkrebs nicht erkannt werden kann, da er perfekt das normale Brustdrüsengewebe nachahmt.

(7)

Dr. Klein, welche Therapiemöglichkeiten gibt es für eine Frau bei Früherkennung, um sich eventuell ihre Brust erhalten zu können?

Antwort Dr. Klein:

Bei Früherkennung eines Mammacarcinomes, das heißt bei Tumorgrößen, die unter
3 cm liegen, ist es heute in den meisten Fällen möglich mit einem kleinen, brusterhaltenden Eingriff auszukommen. In diesen Fällen muss oft nur das bösartige veränderte Gewebe entfernt werden. Bei größeren fortgeschrittenen Tumoren verwendet man jetzt zunehmend eine Chemotherapie, die bereits vor der Operation eingesetzt wird, dadurch wird das Tumorvolumen verkleinert, der Eingriff kann kleiner gehalten, eventuell auch brusterhaltend durchgeführt werden und die Heilungschancen werden verbessert. Nach der Tumorentfernung gibt es weitere Behandlungsmöglichkeiten wie Strahlentherapie und Chemotherapie. Welche Methoden eingesetzt werden, wird meist von einem Ärzteteam, dass sich aus Chirurg, Radiologen und Onkologen (Internisten) zusammensetzt, entschieden.

(8)

Dr. Klein, gibt es für Frauen bei einer Mammographie eventuell Untersuchungsrisiken, wenn welche, und kann eine solche Untersuchung für eine Frau schmerzhaft sein?

Antwort Dr. Klein:

Das immer wieder behauptete Untersuchungsrisiko durch die Verwendung eines Röntgenstrahlers ist bei den neuen, hoch modernen Gerätegenerationen verschwindend klein. Ein Vergleich dazu: die Strahlenbelastung bei einer vollständig durchgeführten Mammographie liegt etwa im Bereich der Strahlenbelastung eines einzelnen Transatlantikpassagierfluges. Die Mammographie kann bei Frauen, die druckempfindliches Drüsengewebe aufweisen, leichtgradig schmerzhaft sein. Um eine entsprechend hohe Auflösung und gute Bildqualität zu erzielen, ist eine mäßige Kompression der Brust während der Mammographieuntersuchung notwendig. Man kann diese Problematik einerseits durch computerunterstützte, exakt dosierte Kompression einschränken, andererseits sollten Frauen die besonders stark druckempfindlich sind, den Untersuchungstermin in die 1. Zyklushälfte legen, da hier das Drüsengewebe weniger empfindlich ist.

(9)

Herr Dr. Klein, für viele Frauen ist der Schritt zu einer Mammographie nicht gerade angenehm. Würden Sie uns diese Art der Untersuchung etwas genauer beschreiben?

Antwort Dr. Klein:

Die Mammographie ist eine Röntgenuntersuchung, wie erwähnt muss für die Dauer der Röntgenaufnahme eine mäßiggradige Kompression der Brust durchgeführt werden. Insgesamt werden pro Brust 2 - 3 Röntgenaufnahmen in verschiedenen Ebenen angefertigt. Die Gesamtdauer der Untersuchung , die meist mit einer ergänzenden Ultraschalluntersuchung durchgeführt wird, beträgt ca. 15 - 20 Minuten. Besonders wichtig ist es für mich, dass die Untersuchung in einer angenehmen, frauenfreundlichen und ruhigen Atmosphäre erfolgt. Im Anschluss an die Untersuchung gibt es die Möglichkeit das Ergebnis mit dem Röntgenarzt zu besprechen.

(10)

Herr Dr. Klein, nun noch zu Ihrer Person. Sie waren 15 Jahre im Landeskrankenhaus Steyr tätig, seit 1995 als stellvertretender Leiter der Radiologie und Oberarzt mit Schwerpunkt Kernspintomographie.
Seit November 2001 sind sie als niedergelassener Radiologe im neuen GHZ Steyr tätig. Was sind ihre neuen Ziele?

Antwort Dr. Klein:

Ich habe mir mit meinem Röntgenteam 3 Ziele gesetzt:

1) Höchste Diagnosesicherheit durch Einsatz modernster Technologien
2) Optimales Service für die zuweisenden Ärzte
3) Möglich angenehme Untersuchungsatmosphäre für die Patienten

Wir können ihnen versichern, dass wir alles daran setzen, unsere Patienten mit modernster Technologie und mit einem ausgebildeten Team zufriedenzustellen.